Eine Liebeserklärung an eine Hunderasse ...
Es begann wie in den meisten zukünftigen Hundefamilien; ein Hund sollte ins Haus, aber was für einer? Oder sollte es einer aus dem Tierheim sein? Wir entschieden uns dagegen, weil unser zukünftiges Familienmitglied mit mir ins Büro fahren sollte, dort herrscht viel menschlicher Umtrieb, und man kann bei einem Tierheimhund und seiner meist schlimmen Vorgeschichte nie sicher sein, evtl. Fehlverhalten noch korrigieren zu können. Einen Collie, wie ich ihn vor vielen Jahren einmal hatte, wollte mein Mann nicht, und einen Schäferhund, wie er ihn gerne wollte, war mir nicht genehm. Lange haben wir uns mit einschlägiger Literatur der Hunderassen befasst; wer passt zu uns, was erwarten wir von unserem zukünftigen Lebenspartner, welche Wesensmerkmale entsprechen unserer Vorstellung am ehesten?
Die Antwort lautete
ein Hovawart sollte es sein!
Von nun an reduzierte sich die Lektüre von Aufzucht- und Erziehungsbüchern auf diese Hunderasse, bis es dann endlich so weit war und wir unseren Hund aussuchen
wollten. Wir hatten uns vorgenommen, bei mehreren Züchtern Welpen anzusehen, genauso gründlich wie wir die Fachliteratur zuvor studiert hatten. Dann telefonierte ich an einem Pflingstsonntag
zum ersten Mal mit Familie Meyer aus Basedow. Schnell war man der Meinung, dass wir doch einfach vorbeikommen sollten (Basedow liegt etwa 2 Autostunden von Ilsede entfernt). Wir fuhren
hin und waren begeistert, von den Leuten, von der Mutterhündin und einer weiteren erwachsenen Hovawarthündin (die fortan Tante genannt wurde), von den Welpen, die erst mit uns im Garten spielten und
dann mit ins Haus durften. Kurzum, wir waren auf unseren ersten Hovawart gekommen, eine schwarzmarkene Hündin namens Aloa von der Blumenwiese und erlebten in Natura, was wir bislang nur
theoretisch wussten.
3 Jahr später wurden wir von zwei Hovawarten beschützt. Aloa hatte 12 Welpen bekommen, und wir haben ihren Sohn Andro bei uns behalten.
Fortan waren wir nicht mit zwei Hovawarten, sondern einer Meute unterwegs. Unser Alltag und unsere Unternehmungen veränderten sich, denn was es heißt mit einer Hovi- Meute unterwegs zu sein, darauf gehe ich unter dem Thema "Der Hovawart" oder "wer, was und wie ist ein Hovawart", näher ein.
Inzwischen sind 6 Jahre vergangen!
Viele wundervolle Jahre! Andro hatte die Begleithundeprüfung absolviert und wir betrieben mit großer Freude Agility. Leider sind unsere Versuche, innerhalb unseres Hundevereins des IRJGV, eine eigene Gruppe Peine zu gründen, an der Genehmigung der Stadt Peine für den Hundebetrieb gescheitert.
Während ich jetzt am PC sitze und nach dem Anfang für die Fortführung unserer Geschichte suche, liegt Askan neben mir und schläft, das rechte Hinterbein am Kniegelenk dick geschwollen - Knochenkrebs. Wenn die Website fertig ist, wird Askan bei seiner Mutter Aloa und seinem Bruder Andro sein, erlöst von den Schmerzen, die wir seit Wochen mit hochdosierten Schmerzmitteln bekämpfen.
Alles Begann im Oktober 2004 mit dem Anruf der Besitzer von Andros Bruder Askan, einem ebenfalls blonden Hovawartrüden, die ihn „wegen besonderer Umstände“ nun plötzlich im Alter von 6 ½ Jahren abgeben wollten und sich daran erinnerten, dass wir uns ja für einen solchen Fall (gottlob) ein Vorkaufsrecht im Kaufvertrag gesichert hatten. Nach dem ersten Entsetzen bei uns, erfolglosen Gesprächen mit den Besitzern und vor allem der für uns nicht festzustellenden „besonderen Umstände“ stand für uns sofort fest, dass wir selbst für Askan ein neues zu Hause suchen wollten. Aber wer nimmt schon einen 6 ½ Jahre alten Hund und noch dazu nicht ganz einfachen Hovawartrüden? Alle Vermittlungsversuche scheiterten, da sich auf die Annoncen entweder Anfänger oder nur Leute aus Mitleid meldeten, die aber ebenfalls für eine so schwierige Aufgabe nicht in Frage kamen.
So kam Askan wieder zu uns nach Hause, und nun begann eine schwierige Eingliederungsphase, da natürlich sein Bruder Andro und auch unsere inzwischen fast 10 jährige Aloa nicht begeistert waren von der dauerhaften Heimkehr des verlorenen Bruders und Sohnes. Nun, jeder Leser, der schon einmal mit einem Rudel in Form eines Rüden und einer Hündin gelebt hat, kann sich vorstellen, was für Schwierigkeiten von uns allen in dieser Zeit zu bewältigen waren. Als wir dann auch noch feststellen mussten, das Askan sich als überhaupt nicht mehr umwelttauglich erwies, waren wir doch gelegentlich der Verzweiflung nahe.
Auf den gemeinsamen Spaziergängen wurde alles was uns entgegenkam als Bedrohung angesehen. Die Unsicherheit zeigte er in „Angriff ist die beste Verteidigung“, was für uns bedeutete, jedes erdenkliche Opfer vor ihm zu sehen. Niemals hätten wir diese Situation so gemeistert, wenn nicht diese tiefe Verbundenheit zwischen den restlichen Rudelmitgliedern bestanden hätte. Ich musste mich, ging ich allein mit den Hunden, voll auf Askan konzentrieren. Andro und Aloa spürten meine Stresssituation und reagierten mit absolutem Gehorsam, sie waren stets beim ersten Wort an meiner Seite, denn ich wäre machtlos gewesen, wenn sie sich ihrem freiheitssuchenden Bruder angeschlossen hätten.
Ich weiß, dass wir mit dieser Art der Wiedereingliederung allen Hundetrainern widersprechen, überhaupt mit unserer Einstellung, dass das Rudel generell nur geschlossen loszieht, bei diesen wahrscheinlich nur ein Kopfschütteln hervorrufen, aber der Erfolg gibt uns bis heute recht, wir würden es immer wieder so handhaben. Vorraussetzung ist allerdings, dass die Rangordnung zwischen Mensch und Hund stimmt, dann gibt es, jedenfalls für die "alte" Rudelfamilie kaum Gehorsamsprobleme. Die einzige Trennung erfolgte auf dem Hundeplatz, da wurde natürlich mit jedem Hund einzeln trainiert. Dadurch wurden auch die Eifersüchteleien, "der darf jetzt und ich nicht, warte man, wenn du wiederkommst ...." enorm minimiert.
Fortan machten wir also alles zusammen, ins Büro fahren, einkaufen, ruhen, spazieren gehen. Welch Wärme im Herzen ist uns entstanden, als wir das erste Mal mit unserer „neuen“ Meute nach Dänemark fuhren und Askan außer sich vor Freude zwischen uns tobte. Alle in Jugendzeit gelernten Dinge und Begriffe, sind nicht nur wieder ins Gedächtnis gerufen, sondern wurden fortan sofort umgesetzt. Aus dem misstrauischen, Zärtlichkeit meidenden Rüden ist ein schmusiger Hund geworden, mit dem man auch wieder durch volle Innenstädte gehen konnte. Ein zuverlässiger Begleithund. Menschen gegenüber ist ein Restmisstrauen nie gewichen, aber damit konnten wir leben. Welcher Mensch hätte den Verlust seines Rudels und eine völlig veränderte Lebenssituation wohl so gemeistert? Umso glücklicher machten uns seine täglichen Beweise von Zuneigung und Vertrauen.
Nun wäre diese Geschichte eigentlich eine mit glücklichem Ausgang, wäre nicht, im Zeitraum von Askans Heimkehr, etwas Furchtbares zu Tage getreten, dessen Entdeckung uns bis zum heutigen Tage gefangen hält und quält, mit Namen Osteosarkom - Knochenkrebs.
Andros gelegentliche Lahmheit, der wir nach unserem Urlaub in Dänemark auf den Grund gingen, ergab diese furchtbare Diagnose. Es war für uns einfach unfassbar, dass unser vitaler Schmuser todkrank sein sollte. Eine Biopsie in der Tierärztlichen Hochschule bestätigte die Diagnose und die grausame Wahrheit. Noch ein paar Monate, vielleicht ein Jahr, wenn wir uns zur Amputation und Chemotherapie entschließen könnten. Einen Hund auf drei Beinen, das wollten wir nicht. So begannen wir eine Schmerztherapie, die bereits nach drei Wochen ausgereizt war, unser Andro litt, und wir konnten ihn einfach nicht hergeben.
So ließen wir dann noch das Vorderbein samt Schulter amputieren, und er kam gut zurecht mit seinen drei Beinen, auch wenn der Anblick gewöhnungsbedürftig war! Aber unser Andro von früher konnte er nie mehr sein. Sein Leben war Laufen und Springen, Agility mit mir, das war seine Welt, damit war es nun vorbei. Aber dafür konnte er doch noch ein bisschen bei uns sein, trösteten wir uns. Er war nur noch zwei Tage bei uns, dann mussten wir ihn gehen lassen, er schrie vor Schmerzen. Wie wir später erfuhren, hatte er bereits Metastasen in der Lunge.
Andro ist am 23. Febr. 05 gestorben, und am anderen Tag hörten wir die Rufe eines Waldkauzes, mitten im Februar. Die Rufe, die ihn immer in höchste Verzückung versetzt haben, ohne dass wir jemals den Grund dafür herausgefunden haben. Wir wussten, Andro ist, wo auch immer das sein mag, angekommen.
Im September des gleichen Jahres wurde bei Aloa am Vorderlauf Knochenkrebs diagnostiziert. Wir haben unser Mädchen mit keiner OP mehr gequält. Als wir Anfang Oktober das Käuzchen rufen hörten, wussten wir, dass sie uns bald verlassen muss. Am 8. Okt. 05 haben wir sie erlöst.
Eine Woche später haben wir die gelegentliche Lahmheit von Askan per Röntgenbild klären lassen - Knochenkrebs. Auch nach ihm hatte das Käuzchen bereits gerufen, diesmal in den Januartagen in Dänemark, die wir ihm und uns noch mal gönnen wollten. Am 18. März 06 haben wir auch ihn erlöst.
Es gibt Geschehnisse, die kann man mit dem realen Verstand nicht erfassen, man kann daran glauben oder nicht. Wir glauben an die Verbindung zwischen unseren Hunden und dem Ruf des Käuzchens. Während dieser Krankheitsphasen und dem Fortgehen unserer Hunde haben wir natürlich nach einer Ursache gesucht, müssen uns wohl aber damit abfinden, dass es wohl eine genetische Ursache sein wird, auch in der Onkologie der Tierärztlichen Hochschule spricht man von genetischer Veranlagung und einer Duplizität der Ereignisse, zumal der Knochenkrebs dann später auch noch bei weiteren Geschwistern aufgetreten ist, wenn auch im höheren Lebensalter.
Seit Dezember 2005 gab es ein neues Familienmitglied, eine schwarzmarkene Hovawarthündin Namens Clea vom Auegrund. Clea hatte ein schweres Erbe angetreten, denn groß ist immer noch der Schmerz um unsere Meute. Leider mussten wir auch die Erfahrung machen, dass viele Menschen nicht verstehen, dass man den Tod seines Vierbeiners (und bei uns waren es drei in 1 1/2 Jahren!) so betrauert und oft hieß es: „Na, ihr habt doch jetzt einen neuen Hund!“
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Das ist unsere Geschichte und heute, im Jahr 2016, geht es mit den Neuzugängen Clea (die in diesem Jahr leider auch schon über die Regenbogenbrücke gegangen ist) Jurij, Andros Enkel und dem kleinen Sonnenstrahl Juna, der mich letztlich jetzt inspiriert hat, diese Seite doch noch einmal zum Leben zu erwecken, weiter.
Und weiter rast die Zeit, heute im Jahr 2022, hat uns auch Jurij verlassen und ist zu seinem Mädchen Clea gegangen. Unser Thanos ist nun zu Juna eingezogen - da warens wieder zwei!